Tamara dann den Bund der Ehe geschlossen.
Um die Erziehung von Andrej, der seinen Vornamen zu Ehren des in der Revolution erschossenen Urgroßvaters erhalten hatte, kümmerten sich neben den Eltern auch enge Verwandte. Vor allem die Großeltern väterlicherseits legten dabei höchsten Wert auf die Vermittlung von adeligen Traditionen. Schon im frühen Alter übte sich der junge Andrej im Zeichnen und studierte verschiedene Sprachen, ja ging ins Theater und besuchte Ausstellungen. Vom Großvater, mit dem er französisch redete, hörte er mit Begeisterung mancherlei Geschichten über das weite Russland. So erlebte der Knabe, eingebettet in ein intaktes familiäres Umfeld, eine vom Zeitalter des Sozialismus wie auch von seiner vornehmen Herkunft geprägte Kindheit.
Bereits in jungen Jahren äußerte sich das künstlerische Talent des Heranwachsenden. Nach der Volksschule legte er die Aufnahmsprüfung am Moskauer Kunstgymnasium ab und besuchte dieses Institut von 1972 bis 1979. Parallel dazu erfuhr er durch seinen Vater, der sein großes und tief bewundertes Vorbild war, wichtige Anleitungen im Metier der Kunst. Während der Sommerferien zeichneten und malten sie gemeinsam auf der vom Vater erworbenen Datscha am Ufer der entspringenden Wolga. Im Jahr 1979 wurde Andrej Kasakov Student an der Staatlichen W.I.Surikov-Akademie der Bildenden Künste in Moskau. Dort absolvierte er das Tafelbildatelier des Professors T.T.Salakhov. In den Sommermonaten 1982 und 1983 verbrachte der angehende Künstler studienhalber mehrere Monate auf der Halbinsel Krim. 1985 beendete er seine akademische Ausbildung mit einer sehr gut benoteten Diplomarbeit.
Der Studienabschluss von Andrej Kasakov fiel mit der beginnenden Perestrojka zusammen. Als junger Maler wurde er Mitglied des Verbandes der Künstler der UdSSR und erhielt staatliche Aufträge. Ab 1988 war es ihm möglich, Studienreisen ins Ausland zu unternehmen. Für den jungen Russen bedeutete dies die lange ersehnte Öffnung eines Tores zur Außenwelt. Er besuchte Portugal, Belgien und die Niederlande wie auch Ostdeutschland und die USA. Im Jahr 1992 reiste er zur Expo-92 ins spanische Sevilla. Wenig später kam er zum ersten Mal nach Österreich und hielt sich längere Zeit in Villach auf. Sein Studienaufenthalt wurde durch die großzügige Förderung seitens einiger Kärntner Kunstfreunde ermöglicht. In Österreich lebend, malte und zeichnete Andrej Kasakov unter anderem Porträts von hier lebenden bekannten Persönlichkeiten, die in einer viel beachteten Ausstellung gezeigt wurden.
Die nächsten Jahre verbrachte der Maler jeweils zur Hälfte in Österreich und in der UdSSR. Dort hatte die noch unvollendete Perestrojka wie auch die problematische Politik des neuen russischen Präsidenten Jelzin das Land in eine höchst brisante Lage versetzt. Dieser Situation fielen etliche bekannte Künstler der älteren Generation und zahlreiche prominente Träger der Wissenschaft und Kultur zum Opfer. Zu den Betroffenen zählte der in den Jahren davor mit höchsten staatlichen Auszeichnungen bedachte Vater Boris Kasakov, der trotz seiner einstigen Wertschätzung als „Verdienter Künstler der UdSSR“ durch die eingetretene Inflation alles Ersparte verloren hatte und nun mit einer kläglichen Monatspension sein Dasein fristete. Doch auch die jüngeren Maler, Bildhauer, Musiker, Sportler oder Wissenschafter kämpften um ihre wirtschaftliche Existenz.
In Österreich erlernte Andrej Kasakov sehr rasch die deutsche Sprache und vertiefte sich die Kultur des Landes. Er war fasziniert von der Mentalität der hier wohnenden Menschen und versuchte, sich deren „westlicher“ Lebensart anzupassen. Aufgrund seiner offenen und überaus kultivierten Art fand er in Kärnten bald zahlreiche neue Freunde, die ihm die mehrmonatige Trennung von seinen in Russland lebenden Verwandten leichter machten. Auf kleineren Reisen, etwa innerhalb Österreichs wie auch nach Italien oder Slowenien, studierte er mit Begeisterung die europäische Kunst und Geschichte. Auf diese Weise fand er Zugang zu neuen Themenkreisen, die sich in seinen vielfältigen Bildschöpfungen spiegelten.
Mittlerweile hat sich Andrej Kasakov, der seit 1995 Mitglied der Künstlervereinigung Kärnten ist, in Villach mitten im Grünen ein stilvolles Wohn-Atelier eingerichtet. Dort arbeitet er an Werken in verschiedensten Techniken, etwa an Zeichnungen, Aquarellen wie auch an Ölgemälden vom kleinsten bis zum beinahe monumentalen Format. Als begeisterter Bergsteiger beeindruckt ihn die Schönheit der Natur, die sich in zahlreichen stimmungsvollen Landschaftsbildern wieder findet. Nach wie vor ist jedoch das Porträt ein wichtiges Thema. Darüber hinaus sind allegorische oder aber historische Bildsujets bei ihm keine Seltenheit. Neben der Malerei betätigt er sich als Kulturvermittler, indem er seine österreichischen Freunde auf Reisen nach Moskau, St. Petersburg oder zum Goldenen Ring begleitet. Umgekehrt stellt er für Österreichbesucher aus seiner Heimat einen ungemein kenntnisreichen Fremdenführer dar.
Der akademische Maler hat jedoch nicht nur in Kärnten Fuß gefasst, auch in Wien ist er mit seinen Arbeiten in einem neu eingerichteten Atelier an prominenter Adresse präsent. Werke von Andrej Kasakov befinden sich mittlerweile in Privatsammlungen, Galerien und Museen in Russland, Großbritannien, Belgien, Frankreich, Österreich, Italien, Slowenien, Italien, Japan, Korea und in den USA.
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DIE ERSTEN KÜNSTLERISCHEN SCHRITTE DER JAHRE 1972 BIS 1979.
Nach der bestandenen Aufnahmsprüfung am Moskauer Kunstgymnasium im Jahr 1972 lernte Andrej Kasakov dort zunächst, mit den verschiedensten malerischen Techniken wie Aquarell, Tempera oder Öl umzugehen. Bald arbeitete er zur großen Zufriedenheit seiner Lehrer. Doch auch im eigenen Heim hatte er in seinem Vater einen Lehrmeister gefunden, wie er strenger und kritischer nicht sein konnte. Boris Kasakov, mit höchsten staatlichen Ehren versehener akademischer Maler und Monumentalkünstler, unterwies den Knaben am liebsten unter freiem Himmel. Dort lehrte er ihn das Schauen wie auch das künstlerische Erfassen der Naturvorlagen. Desgleichen ließ er ihn den Aufbau einer in die Landschaft integrierten Figurenkomposition versuchen.
Andrej Kasakov erinnert sich: „Jeden Sommer bin ich mit dem Vater zur Datscha an der Wolgaquelle gefahren. Er hatte nämlich aufgrund seiner Erfolge als öffentlicher Staatskünstler vom Kulturministerium die Erlaubnis erhalten, ein kleines Häuschen am See Wselug erwerben zu können. Dieses stellte dann das Sommeratelier des Vaters während der Ferienzeiten dar. Hier, an diesem einsamen und gleichermaßen idyllischen Ort, hat sich zwischen mir und meinem Vater eine unglaublich intensive Zusammenarbeit entwickelt. Von ihm angeleitet, habe ich die reizvolle Natur, die hier lebenden Menschen, die Kinder kennen gelernt und meine große Liebe zum Zeichnen und Malen entwickelt. Heute kann ich sagen, dass ich auf der Datscha tatsächlich meine ersten schöpferischen Schritte gemacht habe.
Jeden Tag musste ich zwei Landschaftsskizzen anfertigen und sie dem Vater vorlegen. Er war in seiner Beurteilung sehr streng und hat mich auf