«Sie wissen das? Warum haben Sie mich dann beauftragt, dass ich Ihren Neffen suchen soll, wenn Sie wissen, dass...»
«Herr Müller, ich wusste, dass Joachim für zwei Semester in New York studieren sollte. Er ist damals zu mir gekommen und hat mir seine Pläne erzählt. Dass in Berlin nichts los sei in Sachen Kunst, und er für zwei Gastsemester in der Kunstmetropole New York studieren wollte. Aber das war vor über einem Jahr, und ich dachte, Joachim wäre längst zurück!»
Es entsteht eine Pause, Müller überlegt, wie er die Sache mit dem Resthonorar ansprechen soll.
«Herr Müller, äh, ich will es mal so formulieren, äh, Ihr Auftrag ist noch nicht zu Ende...»
Müller ist wieder sprachlos.
«Sie meinen,... äh...»
«Ja, Herr Müller, ich schlage vor, dass Sie weiter nach Joachim suchen. Der Junge ist vielleicht länger geblieben.»
«Ich soll ihn in New York suchen? Ich war noch nie in New York.»
«Dann wird es höchste Zeit, mein Lieber. Und was Ihr Honorar betrifft, bin ich natürlich bereit, eine entsprechende Auslandszulage zu bezahlen.»
Jetzt ist Müller völlig sprachlos.
In Berlin ist nichts los in Sachen Kunst.
Herr Müller, äh, ich will es mal so formulieren, äh, Ihr Auftrag ist noch nicht zu Ende.
Dann wird es höchste Zeit, mein Lieber.
6
Drei Tage später sitzt Müller in einem Jumbo-Jet (в большом пассажирском самолете, m, /читается: юмбо-джэт/), Berlin-New York. Trotz seiner Flugangst (несмотря на свой страх перед полетами), trotz der Panik, die ihn beim Betrachten (при созерцании) des riesigen (огромного) Stadtplans von Manhattan erfasst hat (охватила). Aber die junge Dame im Reisebüro meinte, dass heutzutage (в настоящее время) Fliegen eher (скорее) wie Busfahren sei, und New York müsse man einfach gesehen haben (просто необходимо увидеть). Ende August wäre eine ideale Zeit, und da gäbe es ein ganz besonders günstiges Sonderangebot (особенно благоприятное = дешевое предложение): zwei Wochen New York, mit Flug und Hotel usw. (= und so weiter – и так далее).
Müller hat dann noch ein paar Mal versucht (несколько раз попытался), seine Sekretärin Bea Braun zu erreichen (дозвониться: «достичь, добраться»), aber ohne Erfolg (без успеха, m). Und der Gedanke (мысль), Bea eine Postkarte aus N.Y. zu schicken (послать), hat den letzten Rest Unsicherheit (последний остаток неуверенности, f) zerstreut (рассеяла, streuen – сыпать, посыпать, рассыпать).
Müller sitzt gemütlich (уютно, удобно, das Gemüt – душа, душевное состояние) in der Mittelreihe (в среднем ряду), bloß (только, лишь бы) kein Fensterplatz, wo vielleicht die Illusion, nur Bus zu fahren, platzen (лопнуть) könnte (могла бы).
In seinem Gepäck (в багаже, n) ein Foto von Joachim, seine Adresse in N.Y., einen Gutschein (ваучер) für zwei Wochen Hotel und kostenlosen (бесплатный) Transfer vom Flughafen. Alles easy, Müller fliegt nach New York.
Die Maschine landet auf dem J.F. Kennedy-Airport. Und nach einer endlosen (после бесконечной) Prozedur am Einreise-Schalter (у окошка, m для въезда в страну) steht Müller in der riesigen Ankunftshalle (в зале прибытия, die Ankunft – прибытие).
«Immer schön das Gepäck festhalten (все время как следует крепко держать багаж)», meinte die Dame im Reisebüro.
Und Müllers Hand krampft (судорожно охватывает) sich um den Griff (ручку, greifen – хватать) seiner Reisetasche (сумки для поездок), während er durch die Halle blickt (смотрит, бросает взгляд).
«Lexington! Lexington!» Ein älterer (пожилой) Schwarzer lehnt (прислоняется, стоит, прислонившись) lässig (расслабленно, небрежно) an einer Säule (к колонне), mit einem Schild (с табличкой, n) in der Hand: Hotel Lexington.
«Hello, my name is Müller, I'm coming from Germany. I need a transfer to Hotel Lexington». Müllers Englisch war in den letzten (в последние) zwanzig Jahren selten (редко) in Gebrauch (в употреблении, m).
«Hi, Mister,» grinst ihn der Fahrer an (ухмыляется) und gibt Müller zu verstehen (дает понять), dass er hier warten soll.
In der Maschine waren noch mehrere (еще несколько, еще ряд) Passagiere mit der gleichen Buchung (с тем же туристическим заказом, buchen – заказывать, резервировать), . Sonderangebot (особое предложение), zwei Wochen N.Y....
Alle zusammen schaukeln (качаются, die Schaukel – качели) sie in einem uralten (в древнем: «пра-старом») Bus, die Sorte kennt Müller nur von amerikanischen Fernsehserien, vom Flughafen nach Manhattan.
Müller ist sprachlos. Da liegt er, der 'Big Apple', wie die New Yorker ihre Stadt nennen (называют). Eine unübersehbare (необозримое, übersehen – обозреть) Ansammlung (скопление) von Wolkenkratzern (небоскребов, der Wolkenkratzer, die Wolke – облако, kratzen – царапать), deren Fensterfronten die Sonne reflektieren (отражают). Müller in New York.
An der Rezeption stehen die Reisenden (путешественники, приехавшие) aus Berlin. Typische Touristen, denkt Müller, wie sie da stehen in ihren bunten (в пестрых, разноцветных) Freizeitkleidern (одеждах для отдыха, das Kleid – платье, одеяние). Auf dem Kopf (на голове, m) der Männer Baseballmützen.
Und alle tragen (носят) eine kleine Tasche (сумку) um die Hüften (вокруг бедер, die Hüfte), der Trick gegen Taschendiebe (против карманных воров).
«Helmut Müller, please!» Er wird aufgerufen (его вызывают), gibt seinen Gutschein für die erste Woche ab (сдает) und erhält (получает) den Schlüssel (ключ) für sein Zimmer. «Key», wie der junge Mann an der Rezeption sagt, aber in Wirklichkeit (в действительности, ) ist es eine Scheckkarte bzw. (= beziehungsweise – или же, соответственно = или, иначе говоря) ein Plastikschlüssel.
Müller verfährt sich (едет не туда, куда надо, заблудился) mit dem Lift zweimal, bis er endlich (наконец) im 24. Stock und dann in seinem Zimmer ankommt. Der Schlüssel funktioniert sogar (даже), und der Detektiv betritt (вступает в, betreten) ein kleines, gemütliches Zimmer.
Endlich kann er seine Reisetasche abstellen (отставить в сторону, поставить) und neugierig (с любопытством) schaut er aus dem Fenster. Wirklich beeindruckend (впечатляющ) diese Stadt. Straßenschluchten (пропасти, die Schlucht), himmelhohe (высотой до неба) Glasbauten (постройки из стекла, das Glas – стекло), dazwischen (между ними) kleinere Hochhäuser mit niedlichen (c симпатичными) Dachgärten (садами, m на крышах, das Dach – крыша, der Garten) und auf vielen Dächern die typischen hölzernen (деревянные, das Holz – дерево /древесина/) Wassertanks (баки, der Tank).
Müller hat Lust (желание, f), sofort (сейчас же) einen Spaziergang (прогулку) durch die nähere Umgebung (через близлежащую местность, окружение) zu machen. Er hat im Reiseführer (в путеводителе, m) gelesen, dass man Manhattan am besten (лучше всего) zu Fuß erkundet (исследует, узнаёт) . Aber da ist ja auch noch sein Auftrag (поручение, задание, m)!
Er räumt (убирает) seine Kleider in den Schrank (шкаф), sucht vergeblich (тщетно) nach den Kakerlaken (тараканов, der Kakerlak) im Badezimmer (в ванной) – auch das stand im Reiseführer – und mit einem Budweiser Bier aus der Zimmerbar faltet er den riesigen Stadtplan auf dem Bett aus (развертывает, раскладывает). Es dauert (длится, проходит некоторое время) ein bisschen, bis er das Falt-System kapiert (пока он понимает систему складывания), aber dann ist es ein praktischer, handlicher (удобный в обращении) Plan.
Manhattan ist ziemlich einfach gegliedert (расчленен, организован, das Glied – член). Alle Straßen von Norden nach Süden kommen ihm bekannt vor (кажутся знакомыми): Broadway, 1. Avenue usw., Namen aus Filmen und Büchern. Die Straßen von Westen nach Osten haben Nummern, und ganz einfach findet er seinen Standort (местонахождение, der Ort – место): Lexington Avenue, in der das Hotel liegt.
Aus seiner Aktenmappe (из портфеля, папки) holt er den Zettel (записку) mit der Adresse von Joachim, die ihm Frau Schönfeld gegeben hat.
«35. Straße, Nr. 204, Ecke (угол) 3. Avenue.»
Schnell findet er die Kreuzung (перекресток, das Kreuz – крест, kreuzen – скрещивать, пересекать) und stellt fest (обнаруживает: «устанавливает, крепко ставит», feststellen), dass das gar nicht weit (вовсе не далеко) vom Hotel ist, vielleicht 10 bis 15 Minuten zu Fuß.
Aber warum sollte er eigentlich schon am ersten Tag mit der Arbeit beginnen? Ein bisschen Urlaub darf er ja auch machen, und so beschließt (принимает решение) der Detektiv, erst einmal (сначала) einen Bummel (прогулку) zum Broadway zu machen.
6
Drei Tage später sitzt Müller in einem Jumbo-Jet, Berlin-New York. Trotz seiner Flugangst, trotz der Panik, die ihn beim Betrachten des riesigen Stadtplans von Manhattan erfasst hat. Aber die junge Dame im Reisebüro meinte, dass heutzutage Fliegen eher wie Busfahren sei, und New York müsse man einfach gesehen haben. Ende August wäre eine ideale Zeit, und da gäbe es ein ganz besonders günstiges Sonderangebot: zwei Wochen New York, mit Flug und Hotel usw.
Müller hat dann noch ein paar Mal versucht, seine Sekretärin Bea Braun zu erreichen, aber ohne Erfolg. Und der Gedanke, Bea eine Postkarte aus N.Y. zu schicken, hat den letzten Rest Unsicherheit zerstreut.
Müller sitzt gemütlich in der Mittelreihe, bloß kein Fensterplatz, wo vielleicht die Illusion, nur Bus zu fahren, platzen könnte.
In seinem Gepäck ein Foto von Joachim, seine Adresse in N.Y., einen Gutschein für zwei Wochen Hotel und kostenlosen Transfer vom Flughafen. Alles easy, Müller fliegt nach New York.
Die Maschine landet auf dem J.F. Kennedy-Airport. Und nach einer endlosen Prozedur am Einreise-Schalter steht Müller in der riesigen Ankunftshalle.
«Immer schön das Gepäck festhalten», meinte die Dame im Reisebüro.
Und Müllers Hand krampft sich um den Griff seiner Reisetasche, während er durch die Halle blickt.
«Lexington! Lexington!» Ein älterer Schwarzer lehnt lässig an einer Säule, mit einem Schild in der Hand: Hotel Lexington.
«Hello, my name is Müller, I'm coming from Germany. I need a transfer to Hotel Lexington». Müllers Englisch war in den letzten zwanzig Jahren selten in Gebrauch.
«Hi, Mister,» grinst ihn der Fahrer an und gibt Müller zu verstehen, dass er hier warten soll.
In der Maschine waren noch mehrere Passagiere mit der gleichen Buchung. Sonderangebot, zwei Wochen N.Y....
Alle zusammen schaukeln sie in einem uralten Bus, die Sorte kennt Müller nur von amerikanischen Fernsehserien, vom Flughafen nach Manhattan.
Müller ist sprachlos. Da liegt er, der 'Big Apple', wie die New Yorker ihre Stadt nennen. Eine unübersehbare Ansammlung von Wolkenkratzern, deren Fensterfronten die Sonne reflektieren. Müller in New York.
An der Rezeption stehen die Reisenden aus Berlin. Typische Touristen, denkt Müller, wie sie da stehen in ihren bunten Freizeitkledern. Auf dem Kopf der Männer Baseballmützen.
Und alle tragen eine kleine Tasche um die Hüften, der Trick gegen Taschendiebe.
«Helmut Müller, please!» Er wird aufgerufen, gibt seinen Gutschein für die erste Woche ab und erhält den Schlüssel für sein Zimmer. «Key», wie der junge Mann an der Rezeption sagt, aber in Wirklichkeit ist es eine Scheckkarte bzw. ein Plastikschlüssel.
Müller verfährt sich mit dem Lift zweimal, bis er endlich im 24. Stock und dann in seinem Zimmer ankommt. Der Schlüssel funktioniert sogar, und der Detektiv betritt ein kleines, gemütliches Zimmer.
Endlich kann er seine Reisetasche abstellen und neugierig schaut er aus dem Fenster. Wirklich beeindruckend diese Stadt. Strraßenschluchten, himmelhohe Glasbauten, dazwischen kleinere Hochhäuser mit niedlichen Dachgärten und auf vielen Dächern die typischen hölzernen Wassertanks.
Müller hat Lust, sofort einen Spaziergang durch die nähere Umgebung zu machen. Er hat im Reiseführer gelesen, dass man Manhattan am besten zu Fuß erkundet. Aber da ist ja auch noch sein Auftrag!
Er räumt seine Kleider in den Schrank, sucht vergeblich nach den Kakerlaken im Badezimmer – auch das stand im Reiseführer – und mit einem Budweiser Bier aus der Zimmerbar faltet er den riesigen Stadtplan auf dem Bett aus. Es dauert ein bisschen, bis er das Falt-System kapiert, aber dann ist es ein praktischer, handlicher Plan.
Manhattan ist ziemlich einfach gegliedert. Alle Straßen von Norden nach Süden kommen ihm bekannt vor: Broadway, 1. Avenue usw., Namen aus Filmen und Büchern. Die Straßen von Westen nach Osten haben Nummern, und ganz einfach findet er seinen Standort: Lexington Avenue, in der das Hotel liegt.