nimmer leid.
Und sagt es euern Mägdlein, die ihr euch gesellt,
Uns begegnet unterwegs mancher auserwählte Held."
1314 Sie hatten noch Geschmeide, das sie zu Siegfrieds Zeit
Beim Reiten getragen, daß sie mit mancher Maid
Mit Ehren reisen mochte, so sie wollt hindann.
Hei! was man guter Sättel den schönen Frauen gewann!
1315 Hatten sie schon immer getragen reich Gewand,
So wurde des zur Reise die Fülle nun zur Hand,
Weil ihnen von dem König so viel gepriesen ward;
Sie schloßen auf die Kisten, so lang versperrt und gespart.
1316 Sie waren sehr geschäftig wohl fünftehalben Tag
Und suchten aus dem Einschlag, so viel darinne lag.
Ihre Kammer zu erschließen hub da Kriemhild an,
Sie Alle reich zu machen, Die Rüdigern unterthan.
1317 Sie hatte noch des Goldes von Nibelungenland:
Das sollte bei den Heunen vertheilen ihre Hand.
Sechshundert Mäule mochten es nicht von dannen
tragen.
Die Märe hörte Hagen da von Kriemhilden sagen.
1318 Er sprach: "Mir wird Kriemhild doch nimmer wieder
hold:
So muß auch hier verbleiben Siegfriedens Gold.
Wie ließ’ ich meinen Feinden wohl so großes Gut?
Ich weiß gar wohl, was Kriemhild noch mit diesem
Schatze thut.
1319 "Brächte sie ihn von hinnen, ich glaube sicherlich,
Sie würd ihn nur vertheilen, zu werben wider mich.
Sie hat auch nicht die Rosse, um ihn hinwegzutragen:
Behalten will ihn Hagen, das soll man Kriemhilden
sagen."
1320 Als sie vernahm die Märe, das schuf ihr grimme Pein.
Es ward auch den Königen gemeldet allen drein:
Sie gedachten es zu wenden. Als das nicht geschah,
Rüdiger der edle sprach mit frohem Muthe da:
1321 "Reiche Königstochter, was klagt ihr um das Gold?
Euch ist König Etzel so zugethan und hold,
Ersehn euch seine Augen, er giebt euch solchen Hort,
Daß ihr ihn nie verschwendet; das verbürgt euch, Frau,
mein Wort."
1322 Da sprach zu ihm die Königin: "Viel edler Rüdiger,
Nie gewann der Schätze eine Königstochter mehr
Als die, deren Hagen mich ohne hat gethan."
Da kam ihr Bruder Gernot zu ihrer Kammer heran.
1323 Mit des Königs Macht den Schlüßel stieß er in die Thür.
Kriemhildens Schätze reichte man herfür,
An dreißigtausend Marken oder wohl noch mehr,
Daß es die Gäste nähmen: des freute Gunther sich sehr.
1324 Da sprach von Bechelaren der Gotelinde Mann:
"Und gehörten all die Schätze noch Kriemhilden an,
Die man jemals brachte von Nibelungenland,
Nicht berühren sollt es mein noch der Königin Hand.
1325 "Heißt es aufbewahren, da ichs nicht haben will.
Ich bracht aus unserm Lande des Meinen her so viel,
Wir mögens unterweges entrathen wohl mit Fug:
Wir haben zu der Reise genug und übergenug."
1326 Zwölf Schreine hatten noch ihre Mägdelein
Des allerbesten Goldes, das irgend mochte sein,
Bewahrt aus alten Zeiten: das nun verladen ward
Und viel der Frauenzierde, die sie brauchten
auf der Fahrt.
1327 Die Macht des grimmen Hagen bedauchte sie zu stark.
Des Opfergoldes hatte sie wohl noch tausend Mark:
Das gab sie für die Seele von ihrem lieben Mann.
Das dauchte Rüdigeren mit großen Treuen gethan.
1328 Da sprach die arme Königin: "Wo sind die Freunde
mein,
Die da mir zu Liebe im Elend wollen sein
Und mit mir reiten sollen in König Etzels Land?
Die nehmen meines Goldes und kaufen Ross’
und Gewand."
1329 Alsbald gab ihr Antwort der Markgraf Eckewart:
"Seit ich als Ingesinde euch zugewiesen ward,
Hab ich euch stäts getreulich gedient," sprach
der Degen,
"Und will bis an mein Ende des Gleichen immer
bei euch pflegen.
1330 "Ich führ auch mit der Meinen fünfhundert Mann,
Die biet ich euch zu Dienste mit rechten Treuen an.
Wir bleiben ungeschieden, es thu es denn der Tod."
Der Rede dankt’ ihm Kriemhild, da ers so wohl ihr erbot.
1331 Da brachte man die Rosse: sie wollten aus dem Land.
Wohl huben an zu weinen die Freunde all zur Hand.
Ute die reiche und manche schöne Maid
Bezeigten, wie sie trugen um Kriemhilden Herzeleid.
1332 Hundert schöner Mägdelein führte sie aus dem Land;
Die wurden wohl gekleidet, jede nach ihrem Stand.
Aus lichten Augen fielen, die Thränen ihnen nieder;
Manche Freud erlebten sie auch bei König Etzel wieder.
1333 Da kam der junge Geiselher und König Gernot,
Mit ihrem Heergesinde, wie es die Zucht gebot:
Die liebe Schwester wollten sie begleiten durch das Land;
Sie hatten im Gefolge wohl tausend Degen auserkannt.
1334 Da kam der schnelle Gere und auch Ortewein;
Rumold der Küchenmeister der ließ sie nicht allein.
Sie schufen Nachtlager der Frauen auf den Wegen:
Als Marschall sollte Volker ihrer Herberge pflegen.
1335 Bei Abschiedsküssen hatte man Weinen viel vernommen,
Eh sie zu Felde waren von der Burg gekommen.
Ungebeten gaben Viele Geleit ihr durch das Land.
Vor der Stadt schon hatte sich König Gunther gewandt.
1336 Eh sie vom Rheine führen, hatten sie vorgesandt
Ihre schnellen Boten in der Heunen Land,
Dem Könige zu melden, daß ihm Rüdiger