bei den Heunen hernach mit Freuden noch trug.
1769 Wie viel sie der Gaben empfiengen insgemein,
Nichts würd in ihre Hände davon gekommen sein,
Wars nicht dem Wirth zu Liebe, der es so gütlich bot.
Sie wurden ihm so feind hernach, daß sie ihn schlagen
musten todt.
1770 Da hatte mit der Fiedel Volker der schnelle Held
Sich vor Gotelinde höfisch hingestellt.
Er geigte süße Töne und sang dazu sein Lied:
Damit nahm er Urlaub, als er von Bechlaren schied.
1771 Da ließ die Markgräfin eine Lade näher tragen.
Von freundlicher Gabe mögt ihr nun hören sagen:
Zwölf Spangen, die sie aus ihr nahm, schob sie ihm
an die Hand:
"Die sollt ihr führen, Volker, mit euch in der Heunen
Land
1772 Und sollt sie mir zu Liebe dort am Hofe tragen:
Wenn ihr wiederkehret, daß man mir möge sagen,
Wie ihr gedient mir habet bei dem Hofgelag."
Wie sie ihn gebeten, so that der Degen hernach.
1773 Der Wirth sprach zu den Gästen: "Daß ihr nun sichrer
fahrt,
Will ich euch selbst geleiten: so seid ihr wohl bewahrt,
Daß ihr auf der Straße nicht werdet angerannt."
Seine Saumrosse die belud man gleich zur Hand.
1774 Der Wirth war reisefertig und fünfhundert Mann
Mit Rossen und mit Kleidern: die führt’ er hindann
Zu dem Hofgelage mit fröhlichem Muth;
Nach Bechelaren kehrte nicht Einer all der Ritter gut.
1775 Mit minniglichen Küssen der Wirth von dannen schied;
Also that auch Geiselher, wie ihm die Liebe rieth.
Sie herzten schöne Frauen mit zärtlichem Umfahn:
Das musten bald beweinen viel Jungfrauen wohlgethan.
1776 Da wurden allenthalben die Fenster aufgethan,
Als mit seinen Mannen der Markgraf ritt hindann.
Sie fühlten wohl im Herzen voraus das herbe Leid:
Drum weinten viel der Frauen und manche waidliche
Maid.
1777 Nach den lieben Freunden trug Manche groß Beschwer,
Die sie in Bechelaren ersahen nimmermehr.
Doch ritten sie mit Freuden nieder an dem Strand
Dort im Donauthale bis in das heunische Land.
1778 Da sprach zu den Burgunden der milde Markgraf hehr,
Rüdiger der edle: "Nun darf nicht länger mehr
Verhohlen sein die Kunde, daß wir nach Heunland
kommen.
Es hat der König Etzel noch nie so Liebes vernommen."
1779 Da ritt manch schneller Bote ins Oesterreicherland:
So ward es allenthalben den Leuten bald bekannt,
Daß die Helden kämen von Worms über Rhein.
Dem Ingesind des Königs konnt es nicht lieber sein.
1780 Die Boten vordrangen mit diesen Mären,
Daß die Nibelungen bei den Heunen wären:
"Du sollst sie wohl empfangen, Kriemhild, Fraue mein:
Nach großen Ehren kommen dir die lieben Brüder dein."
1781 Als die Königstochter vernahm die Märe,
Zum Theil wich ihr vom Herzen ihr Leid, das schwere.
Aus ihres Vaters Lande zog Mancher ihr heran,
Durch den der König Etzel bald großen Jammer gewann.
1782 "Nun wohl mir diese Freude," sprach da Kriemhild.
"Hier bringen meine Freunde gar manchen neuen
Schild
Und Panzer glänzend helle: wer nehmen will mein Gold
Und meines Leids gedenken, dem will ich immer bleiben
hold."
1783 Sie gedachte heimlich: "Noch wird zu Allem Rath.
Der mich an meinen Freuden so gar gepfändet hat,
Weiß ich es zu fügen, es soll ihm werden leid
Bei diesem Gastgebote: dazu bin ich gern bereit.
1784 "Ich will es also Schaffen, daß meine Rach ergeht
Bei diesem Hofgelage, wie es hernach auch steht,
An seinem argen Leibe, der mir hat benommen
So viel meiner Wonne: des soll mir nun Entgeltung
kommen."
Abenteuer 28
Wie Kriemhild Hagen entpfieng
1785 Als die Burgunden kamen auf das Feld,
Auf schlug man drei Königen gar herrlich Gezelt.
Sie stießen ein die Fahnen von eitel Golde roth.
Da wusten nicht die Herren, wie ihnen nah war der Tod.
1786 Da stieg zu den Zinnen Frau Kriemhild hinan
Und sah auf dem Felde reiten manchen Mann.
Des freute sich heimlich das wunderschöne Weib:
"Nun endlich wird gerochen des kühnen Siegfriedes
Leib,
1787 "Der mir so mörderlich zu Tode ward geschlagen;
Ich kann bis an mein Ende ihn nie genug beklagen.
O weh der großen Ehren, die ich muß verloren schaun:
So tapfrer Mann lag nimmer noch im Arm einer Fraun.
1788 "Seine große Tugend schafft mir Herzeleid:
Wenn ich daran gedenke, wie er zu jener Zeit
Hin ritt mit so gesundem Leib, so mehrt sich meine
Klage:
Mir darf Niemand rügen das große Leid, das ich trage.
1789 "Gott hatt ihn mir zu Manne aus aller Welt erkoren.
Wär Einem Mann die Tugend Tausender angeboren,
Viel größere doch Siegfried ganz alleine trug."
Sehr klagt’ um ihn die Königin, zu dem Herzen
sie sich schlug.
1790 Alsbald ward dem Berner die Märe kund gethan.
Da kam er geschwinde über den Hof heran;
Er hatte Hilbranden der Sitte nach bei sich.
"Viel edle Königstochter, das ließet ihr billiglich,
1791 "Daß man