in kurzer Weile hob sich noch grimmere Noth.
2040 Nun mögt ihr Wunder hören und Ungeheures sagen:
Neuntausend Knechte lagen todt geschlagen,
Darüber zwölf Ritter in Dankwartens Lehn.
Man sah ihn weltalleine noch bei seinen Feinden stehn.
2041 Der Lärm war beschwichtigt, das Tosen eingestellt.
Ueber die Achsel blickte Dankwart der Held:
Er sprach: "O weh der Freunde, die ich fallen sah!
Nun steh ich leider einsam unter meinen Feinden da."
2042 Die Schwerter fielen heftig auf des Einen Leib:
Das muste bald beweinen manches Helden Weib.
Den Schild rückt’ er höher, der Riemen ward gesenkt:
Mit rothem Blute sah man noch manchen Harnisch
getränkt.
2043 "O weh mir dieses Leides!" sprach Aldrianens Kind.
"Nun weicht, Heunenrecken, und laßt mich
an den Wind,
Daß die Lüfte kühlen mich sturmmüden Mann."
Da drang er auf die Thüre unter Schlägen herrlich an.
2044 Als der Streitmüde aus dem Hause sprang,
Wie manches Schwert von Neuem auf seinem Helm
erklang!
Die nicht gesehen hatten die Wunder seiner Hand,
Die sprangen da entgegen dem aus Burgundenland.
2045 "Nun wollte Gott," sprach Dankwart, "daß mir
ein Bote käm,
Durch den mein Bruder Hagen Kunde vernähm,
Daß ich vor diesen Recken steh in solcher Noth.
Der hülfe mir von hinnen oder fände selbst den Tod."
2046 Da sprachen Heunenrecken: "Der Bote must Du sein,
Wenn wir todt dich tragen vor den Bruder dein.
Dann sieht erst sein Herzeleid Gunthers Unterthan.
Du hast dem König Etzel hier großen Schaden gethan."
2047 Er sprach: "Nun laßt das Dräuen und weicht zurück
von mir,
Sonst netz ich noch Manchem mit Blut den Harnisch
hier.
Ich will die Märe selber hin zu Hofe tragen
Und will meinen Herren meinen großen Kummer
klagen."
2048 Er verleidete so sehr sich dem Volk in Etzels Lehn,
Daß sie ihn mit Schwertern nicht wagten zu bestehn:
Da schoßen sie der Spere so viel ihm in den Rand,
Er must ihn seiner Schwere wegen laßen aus der Hand.
2049 Sie wähnten ihn zu zwingen, weil er den Schild nicht
trug;
Hei, was er tiefer Wunden durch die Helme schlug!
Da muste vor ihm Straucheln mancher kühne Mann,
Daß sich viel Lob und Ehre der kühne Dankwart
gewann.
2050 Von beiden Seiten sprangen die Gegner auf ihn zu.
Wohl kam ihrer Mancher in den Kampf zu fruh.
Da gieng er vor den Feinden, wie ein Eberschwein
Im Walde thut vor Hunden: wie möcht er wohl kühner
sein?
2051 Sein Weg war stäts aufs Neue genetzt mit heißem Blut.
Wie konnte je ein Recke allein wohl so gut
Mit so viel Feinden streiten, als hier von ihm geschehn?
Man sah Hagens Bruder herrlich hin zu Hofe gehn.
2052 Truchsäßen und Schenken vernahmen Schwerterklang:
Gar mancher die Getränke aus den Händen schwang
Oder auch die Speisen, die man zu Hofe trug.
Da fand er vor der Stiege noch starker Feinde genug.
2053 "Wie nun, ihr Truchsäßen?" sprach der müde Degen,
"Nun solltet ihr die Gäste gütlich verpflegen
Und solltet den Herren die edle Speise tragen
Und ließet mich die Märe meinen lieben Herren sagen."
2054 Wer da den Muth gewonnen und vor die Stieg
ihm sprang,
Deren schlug er etlichen so schweren Schwertesschwang,
Daß ihm aus Schreck die Andern ließen freie Bahn.
Da hatten seine Kräfte viel große Wunder gethan.
Abenteuer 33
Wie Dankwart die Märe seinen Herren brachte
2055 Als der kühne Dankwart unter die Thüre trat
Und Etzels Ingesinde zurückzuweichen bat,
Mit Blut war beronnen all sein Gewand;
Eine scharfe Waffe trug er bloß an seiner Hand.
2056 Gerade in der Stunde, als Dankwart trat zur Thür,
Trug man Ortlieben im Saale für und für
Von einem Tisch zum andern den Fürsten wohlgeboren:
Durch seine schlimme Botschaft gieng das Kindlein
verloren.
2057 Hellauf rief da Dankwart einem Degen zu:
"Ihr sitzt, Bruder Hagen, hier zu lang in Ruh.
Euch und Gott vom Himmel klag ich unsre Noth:
Ritter und Knechte sind in der Herberge todt."
2058 Der rief ihn hin entgegen: "Wer hat das gethan?"
"Das that der Degen Blödel und Die ihm unterthan.
Auch hat ers schwer entgolten, das will ich euch sagen:
Mit diesen Händen hab ich ihm sein Haupt
abgeschlagen."
2059 "Das ist ein kleiner Schade," sprach Hagen unverzagt,
"Wenn man solche Märe von einem Degen sagt,
Daß er von Heldenhänden zu Tode sei geschlagen:
Den sollen desto minder die schönen Frauen beklagen.
2060 "Nun sagt mir, lieber Bruder, wie seid ihr so roth?
Ich glaube gar, ihr leidet von Wunden große Noth.
Ist der wo hier im Lande, von dem das ist geschehn?
Der üble Teufel helf ihm denn: sonst muß es ihm
ans Leben gehn."
2061 "Ihr seht mich unverwundet: mein Kleid ist naß
von Blut.
Das floß nur aus Wunden andrer Degen gut,
Deren ich so Manchen heute hab erschlagen,
Wenn