Helden Händen gehn ihr wohl tausend
Riegel für."
2085 Als von Tronje Hagen die Thüre sah in Hut,
Den Schild warf zurücke der schnelle Degen gut:
Nun begann er erst zu rächen seiner Freunde Leid.
Seines Zornes must entgelten mancher Ritter kühn
im Streit.
2086 Als der Vogt von Berne das Wunder recht ersah,
Wie der starke Hagen die Helme brach allda,
Der Fürst der Amelungen sprang auf eine Bank.
Er sprach: "Hier schenkt Hagen den allebittersten
Trank."
2087 Der Wirth war sehr in Sorgen, sein Weib in gleicher Noth.
Was schlug man lieber Freunde ihm vor den Augen todt!
Er selbst war kaum geborgen vor seiner Feinde Schar.
Er saß in großen Aengsten: was half ihm, daß er König
war?
2088 Kriemhild die reiche rief Dietrichen an:
"Hilf mir mit dem Leben, edler Held, hindann,
Bei aller Fürsten Tugend aus Amelungenland:
Denn erreicht mich Hagen, hab ich den Tod
an der Hand."
2089 "Wie soll ich euch helfen," sprach da Dietrich,
"Edle Königstochter? ich sorge selbst um mich.
Es sind so sehr im Zorne Die Gunthern unterthan,
Daß ich zu dieser Stunde Niemand Frieden schaffen
kann."
2090 "Nicht also, Herr Dietrich, edler Degen gut:
Laß uns heut erscheinen deinen tugendreichen Muth
Und hilf mir von hinnen, oder ich bleibe todt.
Bring mich und den König aus dieser angstvollen Noth."
2091 "Ich will es versuchen, ob euch zu helfen ist,
Jedoch sah ich wahrlich nicht in langer Frist
In so bitterm Zorne manchen Ritter gut:
Ich seh ja durch die Helme von Hieben springen
das Blut."
2092 Mit Kraft begann zu rufen der Ritter auserkorn,
Daß seine Stimme hallte wie ein Büffelhorn
Und daß die weite Veste von seiner Kraft erscholl.
Dietrichens Stärke die war gewaltig und voll.
2093 Da hörte König Gunther rufen diesen Mann
In dem harten Sturme. Zu horchen hub er an:
"Dietrichens Stimme ist in mein Ohr gekommen,
Ihm haben unsre Degen wohl der Seinen wen
benommen.
2094 "Ich seh ihn auf dem Tische winken mit der Hand.
Ihr Vettern und Freunde von Burgundenland,
Haltet ein mit Streiten: laßt hören erst und sehn,
Was hier Dietrichen von meinen Mannen sei geschehn."
2095 Als so der König Gunther bat und auch gebot,
Da senkten sie die Schwerter in des Streites Noth.
Das war Gewalt bewiesen, daß Niemand da mehr schlug.
Er fragte den von Berne um die Märe schnell genug.
2096 Er sprach: "Viel edler Dietrich, was ist euch geschehn
Hier von meinen Freunden? Ihr sollt mich willig sehn:
Zur Sühne und zur Buße bin ich euch bereit.
Was euch Jemand thäte, das war mir inniglich leid."
2097 Da sprach der edle Dietrich: "Mir ist nichts geschehn!
Laßt mich aus dem Hause mit euerm Frieden gehn
Von diesem harten Streite mit dem Gesinde mein.
Dafür will ich euch Degen stäts zu Dienst beflißen sein."
2098 "Was müßt ihr also flehen?" sprach da Wolfhart,
"Es hält der Fiedelspieler die Thür nicht so verwahrt,
Wir erschließen sie so mächtig, daß man ins Freie kann."
"Nun schweig," sprach da Dietrich, "du hast
den Teufel gethan."
2099 Da sprach der König Gunther: "Das sei euch freigestellt:
Führt aus dem Hause, so viel euch gefällt,
Ohne meine Feinde: die sollen hier bestehn.
Von ihnen ist mir Leides bei den Heunen viel geschehn."
2100 Als das der Berner hörte, mit einem Arm umschloß
Er die edle Königin; ihre Angst war groß;
Da führt er an dem andern Etzeln aus dem Haus.
Auch folgten Dietrichen sechshundert Degen hinaus.
2101 Da begann der Markgraf, der edle Rüdiger:
"Soll aber aus dem Hause noch kommen Jemand mehr,
Der euch doch gerne diente, so macht es mir kund:
So walte stäter Friede in getreuer Freunde Bund."
2102 Antwort seinem Schwäher gab Geiselher zuhand:
"Frieden und Sühne sei euch von uns bekannt;
Ihr haltet stäte Treu, ihr und euer Lehn,
Ihr sollt mit euren Freunden ohne Sorgen hinnen gehn."
2103 Als Rüdiger der Markgraf räumte Etzels Saal,
Fünfhundert oder drüber folgten ihm zumal.
Das ward von den Helden aus Treue gethan,
Wodurch König Gunther bald großen Schaden gewann.
2104 Da sah ein Heunenrecken König Etzeln gehn
Neben Dietrichen: des wollt er Frommen sehn.
Dem gab der Fiedelspieler einen solchen Schlag,
Daß ihm gleich am Boden das Haupt vor Etzels
Füßen lag.
2105 Als der Wirth des Landes kam vor des Hauses Thor,
Da wandt er sich und blickte zu Volkern empor:
"O weh mir dieser Gäste: wie ist das grimme Noth,
Daß alle meine Recken vor ihnen finden den Tod!"
2106 "Ach weh des Hofgelages!" sprach der König hehr:
"Da drinnen ficht Einer, der heißt Volker,
Wie ein wilder Eber und ist ein Fiedelmann;
Ich dank es meinem Heile, daß ich dem Teufel entrann.
2107 "Seine Weisen lauten übel, sein Bogenstrich ist roth;
Mir schlagen seine Töne manchen Helden todt.
Ich weiß nicht, was uns Schuld giebt derselbe
Fiedelmann,
Daß ich in meinem