ichs beschwören sollte, ich wüste nicht die Zahl
zu sagen."
2062 Da sprach er: "Bruder Dankwart, so hütet uns die Thür
Und laßt von den Heunen nicht Einen Mann herfür.
So red ich mit den Recken, wie uns zwingt die Noth:
Unser Ingesinde liegt ohne Schuld von ihnen todt."
2063 "Soll ich Kämmrer werden?" sprach der kühne Mann,
"Bei so reichen Königen steht mir das Amt wohl an:
Der Stiege will ich hüten nach allen Ehren mein."
Kriemhildens Recken konnte das nicht leider sein.
2064 "Nun nimmt mich doch Wunder," sprach wieder
Hagen,
"Was sich die Heunen hier in die Ohren sagen:
Sie möchten sein entbehren, der dort die Thür bewacht
Und der die Hofmären den Burgunden hat gebracht.
2065 "Ich hörte schon lange von Kriemhilden sagen,
Daß sie nicht ungerochen ihr Herzleid wolle tragen.
Nun trinken wir die Minne und zahlen Etzels Wein:
Der junge Vogt der Heunen muß hier der allererste sein."
2066 Ortlieb das Kind erschlug da Hagen der Degen gut,
Daß vom Schwerte nieder zur Hand ihm floß das Blut
Und das Haupt herabsprang der Köngin in den Schoß.
Da hob sich unter Degen ein Morden grimmig und groß.
2067 Darauf dem Hofmeister der des Kindes pflag,
Mit beiden Händen schlug er einen schnellen Schlag,
Daß vor des Tisches Füße das Haupt ihm niederflog:
Es war ein jämmerlicher Lohn, den er dem Hofmeister
wog.
2068 Er sah vor Etzels Tische einen Spielmann:
Hagen in seinem Zorne lief zu ihm heran.
Er schlug ihm auf der Geigen herab die rechte Hand.
"Das habe für die Botschaft in der Burgunden Land."
2069 "Ach meine Hand," sprach Werbel, Etzels Spielmann:
"Herr Hagen von Tronje, was hatt ich euch gethan?
Ich kam in großer Treue in eurer Herren Land:
Wie kläng ich nun die Töne, da ich verlor meine Hand?"
2070 Hagen fragte wenig, und geigt’ er nimmermehr.
Da kühlt’ er in dem Hause die grimme Mordlust sehr
An König Etzels Recken, deren er viel erschlug:
Er bracht in dem Saale zu Tod der Recken genug.
2071 Volker sein Geselle von dem Tische sprang,
Daß laut der Fiedelbogen ihm an der Hand erklang.
Ungefüge siedelte Gunthers Fiedelmann:
Hei! was er sich zu Feinden der kühnen Heunen gewann!
2072 Auch sprangen von den Tischen die drei Könge hehr.
Sie wolltens gerne schlichten, eh Schadens würde mehr.
Doch strebten ihre Kräfte umsonst dawider an,
Da Volker mit Hagen so sehr zu wüten begann.
2073 Nun sah der Vogt vom Rheine, er scheide nicht
den Streit:
Da schlug der König selber manche Wunde weit
Durch die lichten Panzer den argen Feinden sein.
Der Held war behende, das zeigte hier der Augenschein.
2074 Da kam auch zu dem Streite der starke Gernot:
Wohl schlug er den Heunen manchen Helden todt
Mit dem scharfen Schwerte, das Rüdeger ihm gab:
Damit bracht er Manche von Etzels Recken ins Grab.
2075 Der jüngste Sohn Frau Utens auch zu dem Streite sprang:
Sein Gewaffen herrlich durch die Helme drang
König Etzels Recken aus der Heunen Land;
Da that viel große Wunder des kühnen Geiselher Hand.
2076 Wie tapfer alle waren, die Könge wie ihr Lehn,
Jedennoch sah man Volkern voran all Andern stehn
Bei den starken Feinden; er war ein Degen gut:
Er förderte mit Wunden Manchen nieder in das Blut.
2077 Auch wehrten sich gewaltig Die in Etzels Lehn.
Die Gäste sah man hauend auf und nieder gehn
Mit den lichten Schwertern durch des Königs Saal.
Allenthalben hörte man von Wehruf größlichen Schall.
2078 Da wollten die da draußen zu ihren Freunden drin:
Sie fanden an der Thüre gar wenig Gewinn;
Da wollten die da drinnen gerne vor den Saal:
Dankwart ließ keinen die Stieg empor noch zu Thal.
2079 So hob sich vor den Thüren ein ungestümer Drang
Und von den Schwerthieben auf Helme lauter Klang.
Da kam der kühne Dankwart in eine große Noth:
Das berieth sein Bruder, wie ihm die Treue gebot.
2080 Da rief mit lauter Stimme Hagen Volkern an:
"Seht ihr dort, Geselle, vor manchem Heunenmann
Meinen Bruder stehen unter starken Schlägen?
Schützt mir, Freund, den Bruder, eh wir verlieren
den Degen."
2081 Der Spielmann entgegnete: "Das soll alsbald geschehn."
Dann begann er fiedelnd durch den Saal zu gehn:
Ein hartes Schwert ihm öfters an der Hand erklang.
Vom Rhein die Recken sagten dafür ihm größlichen Dank.
2082 Volker der kühne zu Dankwarten sprach:
"Ihr habt erlitten heute großes Ungemach.
Mich bat euer Bruder, ich sollt euch helfen gehn;
Wollt ihr nun draußen bleiben, so will ich innerhalben
stehn."
2083 Dankwart der schnelle stand außerhalb der Thür:
So wehrt’ er von der Stiege, wer immer trat dafür.
Man hörte Waffen hallen den Helden an der Hand;
So that auch innerhalben Volker von Burgundenland.
2084 Da rief der kühne Fiedelmann über die Menge laut:
"Das Haus ist wohl verschlossen, ihr, Freund Hagen,
schaut
Verschränkt ist so völlig König Etzels Thür,
Von zweier