Leben so leiden Gast nicht gewann."
2108 Zur Herberge giengen die beiden Recken hehr,
Dietrich von Berne und Markgraf Rüdiger.
Sie selber wollten gerne des Streits entledigt sein
Und geboten auch den Degen, daß sie den Kampf
sollten scheun.
2109 Und hätten sich die Gäste versehn der Leiden,
Die ihnen werden sollten noch von den Beiden,
Sie wären aus dem Hause so leicht nicht gekommen,
Eh sie eine Strafe von den Kühnen hätten genommen.
2110 Sie hatten, die sie wollten, entlaßen aus dem Saal:
Da hob sich innerhalben ein furchtbarer Schall.
Die Gäste rächten bitter ihr Leid und ihre Schmach.
Volker der kühne, hei, was der Helme zerbrach!
2111 Sich kehrte zu dem Schalle Gunther der König hehr:
"Hört ihr die Töne, Hagen, die dorten Volker
Mit den Heunen fiedelt, wenn wer zur Thüre trat?
Es ist ein rother Anstrich, den er am Fiedelbogen hat."
2112 "Es reut mich ohne Maßen," sprach Hagen entgegen,
"Daß ich je mich scheiden mußte von dem Degen.
Ich war sein Geselle, er der Geselle mein,
Und kehren wir je wieder heim, wir wollens noch
in Treuen sein.
2113 "Nun schau, hehrer König, Volker ist dir hold:
Wie will er verdienen dein Silber und dein Gold!
Sein Fiedelbogen schneidet durch den harten Stahl,
Er wirft von den Helmen die hellen Zierden zu Thal.
2114 "Ich sah nie Fiedelspieler noch so herrlich stehn,
Als diesen Tag von Volker dem Degen ist geschehn.
Seine Weisen hallen durch Helm und Schildesrand:
Gute Rosse soll er reiten und tragen herrlich Gewand."
2115 So viel der Heunendegen auch waren in dem Saal,
Nicht Einer blieb am Leben von ihnen allzumal.
Da war der Schall beschwichtigt, als Niemand blieb
zum Streit.
Die kühnen Recken legten da ihre Schwerter beiseit.
Abenteuer 34
Wie sie die Todten aus dem Saale warfen
2116 Da setzten sich aus Müdigkeit die Herrn und ruhten aus.
Volker und Hagen die giengen vor das Haus
Ueber den Schild sich lehnend in ihrem Uebermuth:
Da pflagen launger Reden diese beiden Helden gut.
2117 Da sprach von Burgunden Geiselher der Degen:
"Noch dürft ihr, lieben Freunde, nicht der Ruhe pflegen:
Ihr sollt erst die Todten aus dem Hause tragen.
Wir werden noch bestanden, das will ich wahrlich
euch sagen.
2118 "Sie sollen untern Füßen uns hier nicht länger liegen,
Bevor im Sturm die Heunen mögen uns besiegen,
Wir haun noch manche Wunde, die gar sanft mir thut.
Des hab ich," sprach da Geiselher, "einen willigen
Muth."
2119 "O wohl mir solches Herren," sprach Hagen entgegen.
"Der Rath geziemte Niemand als einem solchen Degen,
Wie unsern jungen Herren wir heute hier gesehn:
Ihr Burgunden möget all darob in Freuden stehn.
2120 Da folgten sie dem Rathe und trugen vor die Thür
Siebentausend Todte, die warfen sie dafür.
Vor des Saales Stiege fielen sie zu Thal:
Da erhoben ihre Freunde mit Jammern kläglichen Schall.
2121 Auch war darunter Mancher nur so mäßig wund,
Käm ihm sanftre Pflege, er würde noch gesund;
Doch von dem hohen Falle fand er nun den Tod.
Das klagten ihre Freunde; es zwang sie wahrhafte Noth.
2122 Da sprach der Fiedelspieler, der Degen unverzagt:
"Nun seh ich wohl, sie haben mir Wahrheit gesagt:
Die Heunen sind feige, sie klagen wie ein Weib,
Da sie nun pflegen sollten der Schwerverwundeten Leib."
2123 Da mocht ein Markgraf wähnen, er meint es ernst
und gut:
Ihm war der Vettern Einer gefallen in das Blut;
Den dacht’ er wegzutragen und wollt ihn schon umfahn:
Da schoß ob ihm zu Tode den der kühne Spielmann.
2124 Als das die Andern sahen, sie flohen von dem Saal.
Dem Spielmann zu fluchen begannen sie zumal.
Einen Sper hob Volker vom Boden, scharf und hart,
Der von einem Heunen zu ihm hinauf geschoßen ward.
2125 Den schoß er durch den Burghof zurück kräftiglich
Ueber ihre Häupter. Das Volk Etzels wich
Erschreckt von dem Wurfe weiter von dem Haus.
Vor seinen Kräften hatten alle Leute Schreck und Graus,
2126 Da stand vor dem Hause Etzel mit manchem Mann.
Volker und Hagen huben zu reden an
Mit dem Heunenkönig nach ihrem Uebermuth.
Das schuf bald große Sorge diesen Helden kühn und gut.
2127 "Wohl wär es," sprach da Hagen, "des Volkes Trost
im Leid,
Wenn die Herren föchten allen voran im Streit,
Wie von meinen Herren hier Jeglicher thut:
Die hauen durch die Helme, daß von den Schwertern
fließt das Blut."
2128 So kühn war König Etzel, er faßte seinen Schild.
"Nun hütet eures Lebens," sprach da Kriemhild,
"Und bietet Gold den Recken auf dem Schildesrand,
Denn erreicht euch Hagen, ihr habt den Tod
an der Hand."
2129 So kühn war der König, er ließ nicht vom Streit,
Wozu so mächtge Fürsten nun selten sind bereit.
Man must ihn bei den Riemen des Schildes ziehn
hindann.
Hagen der grimme ihn mehr zu höhnen begann: